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Der Bremer Landesverband stellt sich vor - Teil 5

Heute geht unsere Reihe „Der Bremer Landesverband stellt sich vor“ zu Ende. Abschließen möchten wir mit einem Interview mit Magaret Hoffmann, unserer Landesvorsitzenden, in dem sie uns von ihrer so wertvollen Arbeit für den WEISSEN RING e.V. im Landesverband Bremen und darüber hinaus berichtet.

 

Bild: WEISSER RING e.V.

 

Wer ist die Landesvorsitzende Magaret Hoffmann?

Ich heiße Magaret Hoffmann, ich bin 69 Jahre alt und ich bin zum WEISSEN RING über meinen Beruf gekommen. Ich bin Rechtsanwältin und habe gemerkt, dass Opfer eigentlich keine Rechte haben, sondern nur Pflichten. Das war zu meiner Studienzeit und als ich anfing, als Anwältin zu arbeiten, ganz offensichtlich so. Irgendwann bekam ich ein Schreiben, das ging glaube ich an alle Rechtsanwälte. Darin wurde gefragt, ob man Interesse habe, an der Erstberatung teilzunehmen. Dadurch bin ich auf den WEISSEN RING aufmerksam geworden, weil ich dachte, das ist eine gute Sache. So habe ich den Kontakt gesucht und gefunden. Seitdem bin ich dort geblieben und habe es nie bereut. Der WEISSE RING hat in den letzten Jahrzehnten enorm etwas verändern können zum Vorteil der Opfer.

Seit wann sind Sie Landesvorsitzende?

Seit 2017 bin ich die Landesvorsitzende in Bremen. Beim WEISSEN RING bin ich allerdings schon seit 1995.

Arbeiten Sie noch als Rechtsanwältin?

Ja, ich arbeite noch als Rechtsanwältin. Das ist auch ganz gut, weil ich auch Referentin bin für den WEISSEN RING. Ich referiere zum Beispiel zum Thema Opferentschädigungsrecht, um mein Wissen an diejenigen weiterzugeben, die damit ehrenamtlich bei uns arbeiten. Dafür ist es gut, dass ich einen Praxisbezug habe. So kann ich die Fälle, die mir in der Praxis begegnen an die weitergeben, die sich dafür interessieren.

Sie sind aber keine Strafverteidigerin?

Nein. Da muss ich ganz klar nein sagen. Dann wäre ich ja auf Seiten der Täter. Das mache ich eigentlich nur, wenn ich das Gefühl habe, dass die Täter selbst Opfer sind. Ich bin in der Nebenklage tätig. Ich sitze sozusagen mit der Staatsanwaltschaft in einem Boot. Die machen die Anklage und wollen damit erreichen, dass der Täter verurteilt wird. Sonst könnten sie sich die Anklage ja sparen. Wir sitzen in einem Boot, weil wir das gleiche Ziel haben.

Also ist Ihr Rechtsgebiet das Strafrecht?

Das Strafrecht ist mein Rechtsgebiet, das stimmt. Aber auch Sozialrecht, weil die Opfer durch die Straftaten ja leider oft auch gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden erleiden. Da muss man schauen, dass man diese Rechte für die Opfer sichert.

Was sind die Aufgaben der Landesvorsitzenden auf Bundesebene und auf Landesebene?

Ich repräsentiere auf Landesebene den WEISSEN RING für das Bundesland Bremen. Auf Bundesebene gehöre ich zum Bundesvorstand und vertrete unser Bundesland dort. Auf Bundesebene kommen alle Landesvorsitzenden zusammen und beraten sich. Wir haben auch ein Treffen nur für die Landesvorsitzenden vor der eigentlichen Besprechung mit dem Bundesvorstand. Da können wir uns austauschen und abstimmen, was man zum Beispiel verändern möchte.

Warum sind Sie Landesvorsitzende geworden?

Ich wollte einfach noch mehr erreichen. Weil ich eben merke, dass es von Vorteil ist, wenn ich die Praxis mit einbringe. Es ist ein Stück weit mehr Einfluss. Das ist ganz gut so – das habe ich auch nie bereut.

Was ist das Besondere am Landesverband Bremen?

Besonders ist, dass wir Zeugenbetreuungszimmer haben. Das haben die anderen Landesverbände nicht, das ist sozusagen das Alleinstellungsmerkmal vom WEISSEN RING Bremen. Das ist vor 20 Jahren als Pilotprojekt gestartet. Wir haben eigentlich in diesem Jahr Jubiläum, das können wir wegen Corona derzeit leider nicht feiern. Das Zeugenbetreuungszimmer kommt super gut an. Ich habe mich noch dafür eingesetzt, dass das in anderen Bundesländern auch gemacht wird, aber oft gibt es das schon von den Gerichten oder anderen Institutionen. Ich habe gemerkt, dass sich das bei uns bewährt und wir bleiben auch dabei. Es ist sogar so, dass die Richter*innen das unterstützen. Oft wird von Seiten des Gerichts auf das Zeugenbetreuungszimmer hingewiesen. Das Zimmer gibt es einmal im Amtsgerichts Bremerhaven – das ist wunderschön. Das hat den Charakter eines Wohnzimmers. Mit so einer Atmosphäre geht man auch ganz anders in die Verhandlung rein, als wenn man auf dem Gerichtsflur Angst haben muss der angeklagten Person und dessen sozialem Umfeld zu begegnen. Ein weiteres, erst vor kurzem mit ansprechendem Mobiliar ausgestattete, Zeugenbetreuungszimmer gibt es im Landgericht Bremen.

Sind Sie auch selbst noch in der Opferbetreuung tätig?

Das mache ich manchmal noch. Das halte ich auch für ganz wichtig. Ich bin ja selbst auch noch seit 2012 Außenstellenleiterin der Außenstelle Bremerhaven und habe von daher natürlich immer noch mit Opfern zu tun und sehe auch, was wir so leisten. Das bekomme ich dann auch hautnah mit. Das ist wiederum nützlich für die Position der Landesvorsitzenden. Ich finde das wichtig, dass ich das sozusagen von der Pike auf gelernt habe. Ich weiß einfach, genau wovon ich spreche, wenn ich als Landesvorsitzende tätig bin.

Wie sehen Sie die Zukunft des WEISSEN RINGS in Bremen? Gibt es etwas, das Sie verändern würden?

Erst einmal bin ich froh, dass wir es geschafft haben, die Junge Gruppe zu installieren, weil das tatsächlich ein richtig gutes Fundament ist. Ich denke mit der Jungen Gruppe und den Zeugenbetreuern geht es in die richtige Richtung. Mit den ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen sowieso – das ist ja die Opferhilfe, die der WEISSE RING immer schon ganz klassisch hatte. Aber ich denke, dass diese Kombination, die ich eben erwähnt habe, ideal ist.

Dadurch wird der WEISSE RING ja auch bekannter und wird größer in Bremen.

Ja, und vor allem nehmen uns jetzt auch junge Menschen wahr und unterstützen uns. Das ist positiv, denn der Landesverband drohte fast etwas zu vergreisen. Das liegt eigentlich auch in der Natur der Sache, denn für Berufstätige ist es immer sehr schwierig, sich vormittags frei zu halten. Deswegen sind insbesondere die Zeugenbetreuer*innen meistens Rentner*innen oder andere Menschen, die sich vormittags flexibel engagieren können. Aus diesem Grund ist es toll, dass wir den Kontakt zur Jungen Gruppe haben und dass diese sich so gut etabliert hat.

 

Dieses Interview wurde von Sarah Platz (Mitarbeiterin der Junge Gruppe) geführt.

 

Bild: WEISSER RING e.V.

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