Mit einem norddeutschen „Moin“ begrüßte Doris Meyer am Dienstag, den 11. Oktober, die Gäste im Amtsgericht Bremerhaven zur Feierstunde des Zeugenbetreuungszimmers des WEISSEN RINGS. Seit 20 Jahren leisten ehrenamtliche Mitarbeiter*innen dort Zeug*innen Beistand, die das erste Mal vor Gericht aussagen sollen. Sie erklären die Abläufe vor Gericht, geben Hinweise auf Beratungsstellen und helfen Ängste abzubauen.
An der Entstehung des Zeugenbetreuungszimmer maßgeblich beteiligt waren Dr. Uwe Lissau, damaliger Präsident des Amtsgerichts, und Ewald Wichert, ehemaliger Leiter der Außenstelle des WEISSEN RINGS in Bremerhaven. Rolf Tietjen und Uwe Stettner waren die ersten aktiven Mitarbeiter vor Ort. Ihr Wirken stand unter dem von Stettner geprägten Motto „Unsere Beratung ist kostenlos, aber niemals umsonst.“ Etwa 100 Personen werden im Zeugenbetreuungszimmer jährlich beraten.
Nach ihrem Grußwort überreichte Hans Jürgen Zacharias, Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS, Doris Meyer ein Buch über das Landgericht Bremen. Dort gibt es ebenfalls ein Zeugenbetreuungszimmer, das vor Kurzem 20 Jahre alt geworden ist. Er überbrachte außerdem eine Einladung von Karin Goldmann, Präsidentin des Landgerichts Bremen. Sie plant eine Besichtigung des Landgerichts für alle Mitarbeiter*innen des WEISSEN RINGS.
Zu den Gästen zählte unter anderem Stefanie Wulff, Präsidentin des Amtsgerichts Bremerhaven. „Strafrichter profitieren sehr von diesem Angebot der Zeugenbetreuung. Es ist eine Hilfe für die Verfahren, denn die Menschen kommen mit mehr Sicherheit in die Verhandlungsräume“, sagte sie. Richter seien in ihrer Rolle grundsätzlich neutral. „Deswegen ist es umso wichtiger, dass die Opfer im Zeugenbetreuungszimmer unterstützt werden.“
Die Senatorin für Justiz und Verfassung, Dr. Claudia Schilling, freute sich über die Gelegenheit eines Besuchs im Amtsgericht, mit dem sie eine ganz persönliche Geschichte verbindet. Im Jahr 1999 hat sie dort als Amtsrichterin ihre Karriere begonnen, erst als Jugendrichterin, später in der Strafkammer. Sie übersendete Grüße des Senats und zeigte sich überzeugt, „dass das Zeugenbetreuungszimmer noch mindestens weitere 20 Jahre bestehen wird“.
Jörg Seedorf, Leiter der Kriminalpolizei Bremerhaven, berichtete anschließend von einem Anstieg der Kriminalität. „Die Kolleginnen und Kollegen der Polizei sind deshalb oft frustriert, da ihnen bewusst ist, dass die Biografien der Opfer nach Straftaten gebrochen sind. Da ist es gut zu wissen, dass es den WEISSEN RING gibt, der sich um die Opfer kümmert“, sagte Seedorf. „Vor allem nach Taten wie im Mai 2022 am Gymnasium oder nach der Tötung von Ekaterina. Der WEISSE RING ist sofort zur Stelle“.
Als Nächstes ergriff Verena Richterich, Mitarbeiterin der Bundesgeschäftsstelle des WEISSEN RINGS, das Wort und lobte das Zeugenbetreuungszimmer als gutes Beispiel für Opferschutz. „Der hier gelebte Teamgedanke ist grundlegend für eine gute Arbeit. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen auf die individuellen Bedürfnisse der Opfer ein. Es gibt kein Standardvorgehen, sondern es werden die persönlichen Fragen und Nöte der Menschen aufgegriffen.“
Den Abschluss der Feierstunde läutete die stellvertretende Bundesvorsitzende, Petra Klein ein. Sie bedankte sich bei allen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, die das Angebot im Zeugenbetreuungszimmer ermöglichen. Darüber hinaus verdeutlichte sie noch einmal die Situation der Opfer: „Nach einem traumatisierenden Erlebnis kommen sie in die Situation der Zeugenaussage vor Gericht. Wie sieht es wohl in ihnen aus, wenn sie alleine den Gerichtssaal betreten, viele Menschen, unter anderem der Täter, anwesend sind und sie nun möglichst neutral das Erlebte schildern sollen? Umso wertvoller ist es, dass es den WEISSEN RING gibt, um diese Menschen zu begleiten, zu informieren und ihnen Mut zuzusprechen.“